Jahreskonzert 2025
„Was wäre Bernau ohne die Musi?“ Diese Frage stellt Irene Biebl-Daiber, 1. Bürgermeisterin Bernaus und selbst Mitglied der Musikkapelle, in ihrer Begrüßung an das Publikum des Jahreskonzerts der Musikkapelle Bernau. Und gute drei Stunden später weiß man: Ohne die Musi würde Bernau ein großes Stück Kultur, Gemeinschaft und Tradition fehlen – das stellten die Musikanten beim traditionellen Jahreskonzert am 29. März in der Mehrzweckhalle eindrucksvoll unter Beweis.

Dass sich die Musikkapelle keine Sorgen um den Nachwuchs machen muss, zeigte gleich zu Beginn die Jugendblaskapelle. Unter der Leitung von Rupert Kamhuber spielten über 30 junge Musikantinnen und Musikanten ein vielfältiges Programm, das von traditioneller Blasmusik wie der „Lottchen Polka“ bis zum Rockklassiker „Seven Nation Army“ reichte. Charmant moderiert wurde ihr Auftritt von Regina Osterhammer. Großen Wert legt die Musikkapelle auf die musikalische Ausbildung der Jungmusikanten, was sich in der Anzahl der vergebenen Leistungsabzeichen widerspiegelte: Martin Grick, stellvertretender Bezirksvorsitzender des MON Inn-Chiemgau, verlieh zwei bronzene und drei silberne Leistungsabzeichen an Mitglieder der Jugendblaskapelle sowie ein weiteres silbernes Leistungsabzeichen an Andreas Osterhammer, Posaunist der „großen“ Musikkapelle.

Und die übernahm dann unter der Leitung von Albert Osterhammer den Staffelstab. Bei einem Programm, das Tradition mit Moderne verband, ging es zunächst musikalisch in die Berge: Mit den „Almerischen Weisen und schneidigen Landlern“ von Karl Edelmann sowie der „Grenzenlos Polka“ stellte die Musikkapelle ihre Musikalität und Freude an der traditionellen Blasmusik unter Beweis. Höhepunkt des ersten Konzertteils war „Tirol 1809“ von Sepp Tanzer, eine musikalische Vertonung des Freiheitskampfes der Tiroler unter Andreas Hofer, die als Markstein der Blasmusikliteratur gilt. Die Musikkapelle Bernau zeigte bei diesem anspruchsvollen Werk einmal mehr ihr musikalisches Fingerspitzengefühl: Jeder Akkord perfekt intoniert, sauber und klar gespielt, mit mitreißender Dynamik. Ein Raunen ging durch das Publikum, als die Bläser im zweiten Teil der Suite zum „Kampf am Berg Isel“ bliesen. Irene Biebl-Daiber, die durch die erste Hälfte des Programms führte, ordnete das Werk für das Publikum fachkundig ein und veranschaulichte treffend die Bilder, die musikalisch inszeniert wurden.
Nach der Pause wurde der Landler gegen den Swing getauscht, die Weisen gegen das Musical, und zu guter Letzt der Trachtenhut gegen einen Fedora: Mit viel Witz und Feinsinn zeigten die Musikanten bei „A Musical Fantasy“, dass sie nicht nur bayerisch-böhmische Musik beherrschen. Bei „The Magic of Andrew Lloyd Webber“ kamen Musicalfans mit den bekanntesten Melodien aus „Jesus Christ Superstar“, „Cats“ und „Evita“ auf ihre Kosten. Und schließlich gab es sogar eine kleine Showeinlage: Stilecht, mit Sonnenbrillen, schwarzen Fedoras und jazzigen „Horn Flashes“ inszenierte die Musikkapelle mit viel Swing und Groove „The Blues Brothers in Concert“. „Des gibt richtig Blues“, kündigte Antonia Wörndl, die humorvoll und schlagfertig durch den zweiten Programmteil führte, also ganz richtig an. Ihr Moderationsgeheimnis? „Ich sag irgendwie nie das, was ich mir davor aufgeschrieben hab“ – den Lachern im Saal zufolge ein durchaus erfolgreiches Konzept.

Eine Musikkapelle auf solchem Niveau kann nur mit engagierten Mitgliedern bestehen – und besonders viel zu verdanken hat die Musikkapelle Bernau ihrem zweiten Vorstand Donat Weingartner. Er wurde im Rahmen des Konzerts nicht nur für 50 Jahre Mitgliedschaft, sondern auch für 40 Jahre ehrenamtliches Engagement mit der diamantenen Verdienstmedaille des MON geehrt. „Der Donat ist die Bernauer Musi“, brachte es die erste Vorständin Barbara Dienhart in ihrer Dankesrede auf den Punkt. Ganz konkret hat ihm die Musikkapelle bei diesem Konzert zu verdanken, erstmals frontal vor dem Publikum spielen zu können, ohne dabei akustische Abstriche machen zu müssen – der Schreinermeister hatte eigens Akustikwände für die Mehrzweckhalle entworfen. Ihm zu Ehren spielte die Musikkapelle im Anschluss seinen Lieblingsmarsch, „Jubelklänge“ von Ernst Uebel.
Dass es mit dem offiziell letzten Stück, „Eine letzte Runde“, noch nicht vorbei war, stellte das Publikum mit anhaltendem Applaus sicher und erklatschte sich zwei weitere Zugaben. Und so ist die Antwort auf die Frage vom Anfang klar: Bernau ohne die Musi? Kaum vorstellbar.